Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück

Gerald Netzl hat seine Eindrücke vom Katalog zur neu gestalteten Dauerausstellung der nördlich von Berlin gelegenen Mahn- und Gedenkstätte für den „Kämpfer“ zusammengefasst.

 

Der Katalog entspricht in seinem Aufbau der Ausstellung. Der inhaltliche Bogen der 13 Kapitel spannt sich von der „Entstehung und Entwicklung des KZ Ravensbrück“ bis zum „Ravensbrück-Gedächtnis in Europa“ und gibt alle Haupt- und ausgewählte Themen- und Abschnittstexte wieder. Neun Kapitel widmen sich dem Lagerkomplex Ravensbrück. Neben der Topographie des Konzentrationslagers wird die von der SS vorgenommene Kategorisierung der Häftlinge, wie „Zeuginnen Jehovas“, „Asoziale“, „Kriminelle“, „Politische“, „Sonder- und Sippenhäftlinge“, „Jüdinnen“ sowie „Zigeuner“ (Roma und Sinti) erklärt. Im Katalog sind 52 Kurzbiografien von nach Ravensbrück Deportierten abgedruckt. Gelungen ist die Auswahl von zeitgenössischen Quellen und persönlichen Zeugnissen, die in der Ausstellung wie im Katalog gelesen werden können. Darunter sind amtliche Dokumente, u. a. aus dem Nummernbuch des Männerlagers und dem Geburtenbuch, Entlassungsscheine und Arbeitseinteilungslisten. Einen großen Platz nehmen selbstangefertigte Zeichnungen der Gefangenen ein, die während der Haft oder in der wieder gewonnen Freiheit entstanden. Sie illustrieren künstlerisch-realistisch oder skizzenhaft, wie ihre AutorInnen den Lageralltag erlebten. Da werden Eindrücke von ihrer Ankunft im KZ und der unmittelbar danach erfolgten Prozedur wiedergegeben, die sie über sich ergehen lassen mussten, und Szenen, die von Solidarität und Selbstbehauptung zeugen oder den Tod von Mitgefangenen festhalten. Abbildungen von Häftlingskleidung, Gebrauchsgegenständen und selbst gefertigten Handarbeiten, vermitteln eine wenn auch vage Vorstellung davon, unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen die Gefangenen über Monate oder Jahre existieren mussten.

Zu sehen ist die Ausstellung in 34 Räumen des denkmalgerecht sanierten Gebäudes der ehemaligen SS-Kommandantur. Das Haus diente nach seiner Errichtung 1940 als Schaltzentrale der Organisation und Verwaltung des Lagers mit über Hunderttausend Häftlingen – Frauen, Männer und Kinder, die aus über 30 Ländern dort hin verschleppt worden waren. Die SS tötete 28.000 Menschen.

Alyn Beßmann / Insa Eschebach: Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück: Geschichte und Erinnerung. Ausstellungskatalog; Metropol-Verlag 2013; 327 Seiten; ISBN 978-3-8633-1122-3; 24,00 €