Die Naziverbrechen am Peršmanhof

Die Museumspädagogin Gudrun Blohberger und die Historikerin Lisa Rettl mit ihrem Team haben nicht nur das von Marjan Sturm 1982 am Peršmanhof eingerichtete Museum auf den letzten Stand der Forschung gebracht, sondern kürzlich auch das Buch „Persman“ vorgelegt.

 

14 Tage vor der Kapitulation der Hitlerarmee und dem Kriegsende in Europa zeigte die Nazibestie noch einmal ihr wahres Gesicht: eine Einheit der 4. Kompanie des 1. Bataillons des SS- und Polizeiregiments 13 ermordete 11 wehrlose Angehörige der Bergbauernfamilie Sadovnik, darunter 7 Kinder unter 14 Jahren auf dem Peršmanhof in Koprein am Fuße des Petzen. Die Familie unterstützte Kärntner Partisanen.

Jahrzehnte hat es gedauert, bis in Kärnten begonnen wurde, sich mit der Verfolgung, Deportation und dem Widerstand der slowenisch sprechenden KärntnerInnen und mit dem Massaker am Peršmanhof intensiv zu beschäftigen. Bis dahin waren diese Themen tabu und konnten erst langsam und gegen den Widerstand deutschnationaler Kreise sowie der Landespolitik offen behandelt, erforscht und diskutiert werden.

 

Das Buch wird zusammen mit dem Museum Peršman dazu beitragen, dass die Naziverbrechen an der Familie Sadovnik, das Leid der kärntnerslowenischen Bevölkerung unter der NS-Herrschaft, die vielfältigen Widerstandsformen mutiger Frauen, Männer und Jugendlicher, besonders den Widerstand der in den Reihen der jugoslawischen Befreiungsfront kämpfenden Kärntner PartisanInnen ins Bewusstsein v.a. der jungen Generation in Kärnten und im übrigen Österreich zu heben. Der militärische und zivile Widerstand der kärntnerslowenischen Frauen und Männer war der effizienteste im okkupierten  Österreich. Niemals sollten wir vergessen, dass u.a. diesem Kampf das Wiedererstehen der demokratischen Republik Österreich gemäß Moskauer Deklaration zu verdanken ist.

 

Im zweisprachig verfassten Buch, zu dem Bundespräsident Fischer Geleitworte spendete, werden drei inhaltliche Schwerpunkte behandelt: (1) Das Verbrechen am Peršmanhof mit einer ereignisgeschichtlichen Rekonstruktion der Ereignisse, Überlegungen zum SS- und Polizeiregiment 13 und die Justizgeschichte nach 1945. (2) Das Museum Persman. (2) Eine ausführliche Dokumentation relevanter Dokumente, Texte und Fotos. Damit wird ausgehend von der Geschichte der Familie Sadovnik und des Peršmanhofs ein Überblick zur Geschichte der Kärntner SlowenInnen im 20. Jahrhundert mit Verfolgung, Deportation und Widerstand gegeben.

 

BILD:

Gudrun Blohberger, Lisa Rettl (Hsg): „Peršman.“

Wallsteinverlag, Göttingen, 2014.

ISBN: 978-3-8353-1588-4, 480 Seiten, €29,00